Der Gedenkmarsch erinnert an den Evakuierungsmarsch aus dem KZ Dachau und seinen Außenlagern, welcher kurz vor Kriegsende 1945 die Gefangenen mit unklarem Ziel gen Süden führen sollte, um so eine Befreiung der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft durch amerikanische Einheiten zu verhindern.
Der Bürgermeister von Krailling, Rudolph Haux, leitete die Gedenkfeier in Krailing ein. Dabei richtete er Dankworte an alle Teilnehmer. In Krailling wurden wir unter anderem von der Anwesenheit des Motorradclubs ‚Kuhle Wampe‘ beehrt, der jährlich die gesamte Strecke des Todesmarsches von Waakirchen nach Dachau fährt und an den auf der Wegstrecke errichteten Denkmälern der Opfer gedenkt und ein politisches Zeichen gegen Intoleranz setzten will. Daraufhin richtete Shlomi Chanoch, Sohn des Holocaust-Überlebenden Uri Chanoch, als Vertreter der sog. zweiten Generation, seine Worte an den Gedenkzug. Auch Musik war Teil des Gedenkens: Ein im Ghetto geschriebenes Lied wurde uns vorgetragen, zudem las unsere Mitschülerin Marie-Elise Rieger ein berührendes Gedicht von Solly Ganor, selbst Überlebender des Todesmarsches, vor. Zuletzt, bevor die Gruppe den Fußmarsch nach Gauting fortsetzte, wurde das traditionelle jüdische Totengebet vorgetragen, gefolgt von einer den Opfern gewidmeten Schweigeminute.
Nach dieser besinnlichen Gedenkfeier machte sich der gesamte Gedenkzug nach Gauting auf. Dabei kam es zum anregenden Dialog, nicht nur unter den Schülern, sondern durchaus generationenübergreifend.
Der Gedenkzug endete schließlich am Mahnmal in Gauting mit einer abschließenden Gedenkfeier. Diese wurde vom Landrat von Starnberg, Stefan Frey, in Form eines Appells für den Frieden eingeleitet. Des Weiteren erwiesen Mitglieder des Landtags sowie der zweite Bürgermeister von Gauting, Dr. Jürgen Sklarek, den Toten die Ehre. Auch diese Gedenkfeier wurde mit einem jüdischen Lied sowie einem weiteren Gedicht musikalisch begleitet. Besonders hervorzuheben ist der Vortrag eines Vertreters der dritten Generation, der mit sehr persönlichen Worten über seinen Großvater die Herzen aller Teilnehmer bewegen konnte. Unsere beiden Mitschülerinnen Charlotte Potinecke und Franciska Sellmeier-Kalies trugen die zeitgenössischen Augenzeugenberichte zweier Gautingerinnen über den Todesmarsch vor, die die Grausamkeit der NS-Zeit noch einmal eindrücklich verdeutlichten. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit Worten eines Vertreters der zweiten Generation, Dr. Jan Mühlstein, und einer weiteren Schweigeminute.
Die sehr gelungene Veranstaltung, die auch erschütternde Eindrücke bei uns hinterließ, hat uns ein weiteres Mal gezeigt hat, dass Humanität unser höchstes Gut ist und immer wieder neu verteidigt werden muss.
Leander Pagel (Q11) für das ‚P-Semiar Israel‘